Das Leben eines Muay Thai Kämpfers in Thailand (Teil 2)

Wie Kinder in Thailand mit Muay Thai aufwachsen

Viele Kinder die Muaythai in Thailand lernen, starten damit in der Regel schon sehr jung. Ein grosser Teil davon wächst auch in einer Muaythai-Kämpfer Familie auf. Somit verweilen die Kleinkinder (4-5-jährig) zwangsläufig meist schon mehrmals wöchentlich in den Gym’s. So dauert es auch nicht lange, bis diese Kinder das erste Mal Handschuhe anziehen und die ersten Runden an den Pratzen absolvieren. Ab dem sechsten Lebensjahr trainieren Kinder teilweise schon täglich und von dort an gehört Muaythai zu ihrem normalen Tagesablauf – wie bei anderen Kindern das Spielen mit Freunden im Park.

Mit 8 Jahren kämpfen viele davon dann auch schon mit Vollkontakt bei kleineren lokalen Muaythai Veranstaltungen. Ab dem 15 Lebensjahr dürfen sie dann auch an offiziellen Muaythai-Veranstaltungen teilnehmen, teils auch schon in den großen Stadien in Bangkok.

So ist es für jedes Kind (und die Eltern) das Ziel, so rasch wie möglich an grossen Veranstaltungen dabei zu sein. Es ist keine Seltenheit, dass Kinder mit 15 Jahren schon über 100 Vollkontakt- Kämpfe auf dem Buckel haben. Für viele Menschen die nicht in Thailand aufgewachsen und auch nicht mit den Gepflogenheiten hier vertraut sind, ist dies kaum vorstellbar. Und viele Fragen sich dann natürlich, warum man die Kinder in diesen jungen Jahren mit Vollkontakt kämpfen lässt.

Muaythai hat in Thailand eine sehr lange (1921) Tradition und die Entwicklungen für Kinder mit Schutzausrüstung zu kämpfen ist schleppend. Doch auch wir sehen die Sicherheit der Kinder an erster Stelle und hoffen zukünftig immer mehr Kämpfe für sie mit Schutzausrüstung zu sehen. Safety first!

Dazu kommen noch weitere wichtige Punkte. Die Kinder die an den lokalen Veranstaltungen kämpfen, erhalten Gagen. Dieses Geld ist meist für die Familien der Kinder und deren Gym’s überlebenswichtig für den normalen Grundbedarf. Für nicht Thailänder kaum vorstellbar, jedoch Fakt. Mann sollte nicht vergessen: Thailand ist immer noch ein Entwicklungsland und hier gibt es keine oder nur absolut minimale soziale Unterstützung vom Staat. Wer nichts hat, der hat nichts und verhungert.

Der zweite, sehr wichtige Punkt: Wenn man Muaythai erst mit 15 Jahren anfängt oder vorher kaum wirkliche Erfahrung im Boxring gemacht hat, bekommt man fast keine Möglichkeit in Bangkok in den berühmten Rajadamnern oder Lumpinee Stadien sein Können unter Beweis zu stellen.

Dort ist große Bühne, dort werden auch die meisten Talente entdeckt und gefördert. Viele Kämpfer sind somit schon in jungen Jahren (16-18 jährig) sehr bekannt und gehören kurz darauf zu den besten Kämpfern in Thailand. Wer dann den Sprung zur Elite nicht schafft oder seine Erfolge stagnieren, wird leider meist nur noch an kleinen Veranstaltungen kämpfen können.

Doch dies ist für einige Kämpfer nicht so uninteressant und bietet zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Wir werden in einem weiteren Teil näher hier darauf eingehen.

Doch wie trainieren denn so kleine Jungs? Eigentlich ganz einfach… gleich wie die Erwachsenen! So ist es vielmals auch so, dass sie etwas übertrainiert sind und bereits sehr jung eine enorme Ausdauer haben. Trainiert wird in der Regel 5 bis 6 Mal die Woche, zweimal pro Tag, für jeweils 2-3 Stunden. Großes Programm also.

Der schwierige Teil der Geschichte ist, dass in Thailand die Schule von Montag bis Freitag, von 7.00 bis 16.00 Uhr dauert – und dass es keine Schulpflicht gibt. Dazu muss die Schule auch selbst bezahlt werden, was für viel Muaythai-Familien schwierig ist.

Somit wachsen sehr viele Kinder ohne ordentliche Schulbildung und nur mit dem Muaythai auf. Aus diesem Grund, haben wir vor einiger Zeit die «Punch it Young Fighter Foundation» gegründet. Dort unterstützen wir junge Sportler zwischen 15 und 18 Jahren mit einer gyminternen Englischschule. Das Projekt ist auf Ende 2021 geplant.

Im nächsten Teil 3 werden wir das Training der Muaythi-Fighter genauer unter der Lupe nehmen.